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„Die Elternzeit ist ein Karriere-Killer“ – sagt bei uns niemand

„Die Elternzeit ist ein Karriere-Killer“ – sagt bei uns niemand

Ende Juni bin ich aus der Elternzeit in die Arbeit zurückgekehrt. Ich habe meine Zeit mit meinem Sohn ungemein genossen. Mein Herz war schwer, als ich am ersten Arbeitstag hinter mir die Haustür zugezogen habe. Doch ich war stolz und aufgeregt. Stolz auf meine Firma, die den Mut hatte, mich aus der Elternzeit heraus in die Geschäftsführung zu befördern. Und aufgeregt über dieses nächste Kapitel meines beruflichen Lebens.

Laut Statistischem Bundesamt bezogen Mütter im Jahr 2020 durchschnittlich über 14,5 Monate hinweg Elterngeld, während Väter 3,7 Monate lang zu Hause blieben. Ein wichtiger Grund für die Zurückhaltung der Väter könnte sein, dass die Elternzeit von vielen Arbeitnehmer:innen als Karriere-Killer betrachtet wird – auch weil viele Arbeitgeber:innen dies auch entsprechend behandeln. 

Dabei können Mitarbeiter:innen, die aus der Elternzeit zurückkehren nicht weniger, als sie vorher schon drauf hatten. Im Idealfall haben sie sogar an Verantwortungsbewusstsein und Leitungskompetenz gewonnen – Kinder sind die besten Coaches in dieser Hinsicht. Viele Arbeitnehmer:innen nutzen die Elternzeit sogar, um nach neuen beruflichen Perspektiven zu suchen. Wieso sollte das also nicht am ursprünglichen Arbeitsplatz in Erwägung gezogen werden? 

Gibt man den Kolleg:innen – wenn sie das wollen – mehr Verantwortung, kann der Wiedereinstieg statt Karriere-Knick einen Motivations-Kick bringen. Bei mir wirkte das Angebot in die Geschäftsführung aufzusteigen definitiv wie ein zusätzlicher Power-Boost. Gerade weil man nach der Geburt eines Kindes so viel mit dem Nachwuchs und der Re-Organisation des eigenen Lebens befasst ist, ist eine neue Perspektive willkommen. 

Aber gleich in die Geschäftsführung? Ist das ein Wagnis auf beiden Seiten? Kann man diese Verantwortung mit den Pflichten einer jungen Mutter vereinbaren? Selbstverständlich ist diese Entscheidung immer individuell. Unser Familienrat hat das für uns mit „Ja“ beantwortet, als Team. Wichtig ist, dass beim Arbeitgeber das entsprechende positive Mindset da ist. Die ERSTE LESUNG – dank Christians unermüdlichem Mentoring und Empowerment – hat diese Einstellung in ihrem Wesen. 

Ich sehe mich nicht als Role-Model, mir ist aber bewusst, dass sich viele Frauen einen Arbeitgeber wünschen, der mit positivem Beispiel vorangeht. Ich schätze mich also als Ersti glücklich. Als Geschäftsführerin ist es jedoch nicht mehr einfach nur ein Vorteil hier zu arbeiten. Nun bin ich die Arbeitgeberin, die dieses Mindset bewahren muss und in der Unternehmensplanung die Verantwortung hat, mit positiven Beispielen voranzugehen. Ich freue mich darauf!


Szilvia Kalmár ist seit 2018 Teil der ERSTEN LESUNG und seit Juli 2022 neue Geschäftsführerin der ERSTEN LESUNG. Vor ihrer Rückkehr aus der Elternzeit steuerte sie zuletzt die inhaltliche Beratungsarbeit der Agentur sowie die Unternehmenskommunikation.